Huhu!
Hier möchte ich mal die Geschichte von meinen beiden Traumrattis erzählen.
Das hier ist Struller:
Und das hier ist Jerry Lee:
Sie sind Brüder.
Am 11. August 2007 wanderten Sven (mein Mann) und ich nichts Böses ahnend an der Kleinanzeigentafel im Kaufland vorrüber. Ich - die irgendwie außergewöhnlich gute Augen hat, was das Wort "Ratten" betrifft - blieb sofort stehen, als ich folgende Anzeige las:
"Zwei Rattenmännchen wegen Umzug abzugeben. Auf Wunsch mit Aquarium."
Aquarium. Ratten und Aquarium sind zwei Dinger, die nicht gehen; die einfach nicht zusammen passen. Man kann Ratten nicht in Aquarien halten. Die Luftzufuhr ist absolut unzureichend und kann schwere Atemwegserkrankungen bei den Rattis hervorrufen. Denn der Ammoniak, der im Urin der Ratten enthalten ist, staut sich am Boden des Beckens und wird von den Tieren eingeatmet.
Hoffentlich, so dachte ich, haben die beiden da drin mindestens 30 cm hoch Einstreu , so dass die Belüftung wenigstens an der Streuoberfläche gut gewährleistet ist.
Ohne Sven etwas zu sagen, gingen wir aus dem Kaufland. Ich hatte nur mein Weiberrudel (mit zwei Kastraten). Ich konnte mir doch jetzt keine unkastrierten Böcke zulegen!
Aber kaum, dass wir im Auto saßen, hämmerte sich mir diese Anzeige und vor allem das Wort "Aquarium" in mein Gehirn. Ich dachte ständig drüber nach. Zuhause angekommen setzte ich mich aufs Sofa und verschob in Gedanken unsere Käfige und Gehege, um eine Lösung zu finden, zwei Rattenböcke - wenigstens bis zur Vermittlung - artgerecht unterbringen zu können.
Mäuse sind kleiner wie Ratten, ging mir durch den Kopf. Also brauchen sie auch
etwas weniger Platz. Ich könnte als theoretisch, so überlegte ich, die Mäusejungs umquartieren und das Gehege für sie etwas verkleinern (schließlich bewohnten sie nen 180x50x80cm Schrankkäfig mit 6 Mann). Ich erzählte Sven davon. Er sagte das, was er immer sagt: "Mach, wie du meinst." Große Hilfe, echt.
Am nächsten Tag, dem 12. August mussten wir dummerweise nochmal zum Kaufland. Und diesmal nahm ich die Anzeige mit, versenkte sie so tief ich konnte in meiner Hosentasche. Wieder Zuhause angekommen, machte ich Nägel mit Köpfen und rief den Besitzer an. Er schien nett zu sein. Ich sagte zu Sven: "Lass uns nur mal gucken fahren. Wir müssen sie ja nicht mitnehmen." Dass ich die Transportbox schon ins Auto gestellt hatte, wusste er ja nicht.
Als wir jedoch dort ankamen, war für uns
beide sofort klar, dass wir sie auf keinen Fall dort lassen konnten! Sie hockten in einem 100cm-Aquarium. Völlig versifft war es, mit ca. 2 cm Streu, das schwarz (!) vor Urin war. Es stank furchtbar. Obenauf war ein winziger (!) Vogelkäfig montiert, wo beide Jungs völlig verstört am Gitter hangen und gierig die saubere Luft einatmeten, die wir durch die geöffnete Tür von draußen mitgebracht hatten.
Sofort stürzte ich hin, öffnete das Gitter. Beide kletterten sofort auf mich rauf, schmiegten sich an meine Wangen und in mein Haar. Sie stanken wie eine ganze Kläranlage.
So erfuhr ich dann, dass der Sohn (4 Jahre) sich Ratten gewünscht - und bekommen hatte. "Das alte Becken" stand da noch so rum und da waren sie dann eingezogen. Doch der Sohn kümmerte sich nicht um die Ratten - er war ja auch erst vier und lebte sogar gar nicht im Haus, sondern bei seiner Mutter, in der Stadt.
Da der Mann von Ratten nicht viel hielt, vegetierten sie dort also vor sich hin und da er und seine Lebensgefährtin umziehen wollten, mussten sie weg.
Ohne noch irgendwie zu überlegen, packte ich die beiden ein und wir fuhren nach Hause. Dort setzte ich sie vorsichtig in den Schrankkäfig, wo sie dann alles sofort so wild und wissbegierig untersuchten, dass ich Sorge hatte, sie würden an einem Herzinfarkt vor lauter Freude sterben. Man konnte ihnen die Freude regelrecht ansehen.
Obwohl ich gesagt hatte, sie vermitteln zu wollen, war für Sven von Anfang an klar gewesen - noch bevor ich es selbst gewusst hatte - dass sie bleiben würden. Zwei Rattenjungs mit einem so unbeschreiblich wundervoll liebenswürdigen, aufgeschlossenen Charakter konnte ich nicht wieder hergeben. Die Liebe, die sie mir von der 1. Sekunde als sie mich sahen, entgegengebracht haben, so selbstverständlich, als würden sie mich schon ewig kennen, konnte ich nicht verleugnen und sie weiterreichen, wie Teddybären.
Obwohl sich vor mir noch niemand jemals mit ihnen mehr beschäftigt hatte, als Futter und Wasser geben, waren sie sofort zahm. Viel mehr noch: Es erscheint fast, als wollten sie sich jeden Tag aufs Neue dafür bedanken, dass wir sie damals mitgenommen - und behalten - haben.
Am 5. Januar 2008 erweiterte ich das Böckerudel um Kastraten Tobbi, der verhältnismäßig liebevoll (auf Böckchenart eben) aufgenommen wurde. Am 8. Mai 2008 stießen - fast auf die Gleiche Art wie Struller und Jerry Lee - Ghost und Jordan und am 26. Oktober 2008 Baby Zorro hinzu. So kam ich also zu meinem 6er Jungsrudel.
Jerry Lee und Struller hatten bis jetzt keine Atemwegsprobleme. Vielleicht hat ihnen der winzige Gitterkäfigaufsatz, in dem sie sich womöglich 23 von 24 Stunden am Tag aufhielten, die Gesundheit gerettet. Ich hoffe es.